Entrepreneure: - Net schwätze, mache!
Was zeichnet einen erfolgreichen Firmengründer aus? Dazu wurden bereits zahllose Bücher und Artikel geschrieben. Dabei versteckt sich dahinter kein großes Mysterium. Es sind im Grunde nur ein paar Punkte.
Von den Schwaben, die sich bekanntlich glücklich schätzen, alles außer Hochdeutsch zu können, kann man sicher einiges lernen. Immerhin befanden und befinden sich unter ihnen viele bekannte Erfinder, die die Zivilisation und die Wirtschaft entscheidend nach vorn gebracht haben. Und war nicht auch Albert Einstein, das Genie aus Ulm, ein Schwabe?
Vielleicht liegt ihre Genialität zum Teil auch darin, dass sie in der Regel nicht viel von großen Worten halten, dafür viel von großen Taten. "Net schwätze, mache!", ist eine ihrer Erfolgsparolen. Sie steht mit Sicherheit auch allen aus anderen Regionen gut zu Gesicht, die tolle Pläne haben und irgendwann damit zu Potte kommen müssen. Wenn sie nicht auf der kilometerlangen Liste von Leuten enden wollen, die später ihr Leben lang davon erzählen, dass sie schon ein paar Ideen für ihre Selbständigkeit und eine Firma gehabt hätten, doch irgendwie sei eben nie was daraus geworden.
Leute mit Geschäftsideen gibt es offenbar viele, was sich meist so anhört: "Man müsste einen Laden eröffnen, in dem es (das und das) gibt". Oder: "Warum hat eigentlich noch keiner eine Firma aufgemacht, die (das und das) herstellt?" Tja, warum eigentlich nicht? Vielleicht, weil die Idee doch nicht so gut ist? Oder weil demjenigen, der es versuchte, irgendwann die Puste ausging?
Vielleicht waren es finanzielle Gründe, oder es fehlte an Kreativität, möglicherweise ließ man sich zu früh entmutigen oder man brachte es sonst irgendwie nicht. Nur um dann vielleicht später feststellen zu müssen, dass es jemand anderes durchgezogen hat. "Mein Gott, das ist doch meine alte Idee. Guck' mal, jetzt hat es einfach einer gemacht." So kann's gehen.
Was lernt man daraus? Dass es außer einer Geschäftsidee auch noch anderer Dinge bedarf. Zum Beispiel Entschlossenheit und den Mut, die Sache anzupacken. Die Rede ist also nicht von der Kunst, einen überzeugenden Business Plan zu schreiben oder von guten Connections oder einer besonders günstigen Finanzierung, sondern von Charaktereigenschaften.
Und da ergibt sich ein weitgehend klares Bild: Firmengründer wagen den Schritt in die Selbständigkeit. Manche sehnen sich geradezu danach, andere sagen zumindest, sie probieren es jetzt einfach mal. Sie sind also bereit, ein Risiko auf sich zu nehmen.
Was jedoch nicht bedeutet, dass sie Hasardeure sind. Eher das Gegenteil: Meist haben sie ein gutes Gefühl für Gefahren und Risiken und wägen sie ganz pragmatisch gegenüber den Chancen ab, die sie erkennen. Schlägt das Pendel zu stark in Richtung Risiko aus, überlegen sie, was sich dagegen tun lässt. Etwa indem man klein anfängt, also erst einmal den Zeh ins Wasser steckt, um zu sehen, wie kalt es ist. Oder sie holen sich Rat bei kompetenten Leuten, die wissen, was Sache ist. Oder sie holen sich Partner an Bord, um ihre Basis zu verbreitern – sei es in puncto Wissen, Arbeits‑ oder Risikoteilung.
Was zum einen zeigt, dass sie nicht so schnell die Flinte ins Korn werfen. Und zum anderen, dass sie in die Welt hinausgehen, Kontakte knüpfen, offen für neue Ideen und Vorschläge sind, sich also nicht scheuen, Hilfe und Unterstützung zu suchen. Das erinnert ein bisschen an Einstein, der zwar gut in Mathe war, dennoch einen Kollegen bat, sein Rumgerechne zu überprüfen. Wenn sich so ein Genie nicht scheute, um Hilfe zu bitten, dann sollte man es auch nicht tun.
Muss man als Firmengründer von seiner Idee besessen sein? Zum Teil schon. Sonst kommt morgen irgendein Neidischer oder ewiger Nörgler um die Ecke, und redet sie einem aus. Engagement ist jedenfalls wichtig, dass sich bei einer Nine-to-Five-Mentalität eher selten einstellt. Man muss öfter die "extra mile" gehen, sollte also schon "für sein Ding brennen". Work‑Life‑Balance ist weniger was für Firmengründer, zumindest nicht in den holprigen Anfangsjahren, in denen man mit Sicherheit richtig zulangen muss.
Als Firmengründer sollte man auch "gut mit anderen können". Sympathischen Leuten kauft man eher etwas ab als unsympathischen. Communication Skills sind also wichtig, sie dürfen aber nicht in Schwätzerei und Angeberei ausarten, das mögen neben den Schwaben auch viele andere nicht. Begeisterung darf man jedoch versprühen, je mehr sie auf Fakten und einigermaßen realistischen Prognosen beruht, desto besser.
Sind Entrepreneure Abenteurer? Ein bisschen schon. Denn es macht ja auch Spaß. Und nachdem heute alle Wüsten x-mal durchquert sind und bereits Krethi und Plethi auf den Mount Everest rennen, bleiben oft nur noch Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Sport, um sich auszutoben.
Quelle: WISU 10/22