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Chinas Fangflotte - Die Fisch-Piraten

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China hat die größte Fischfangflotte der Welt. Dass sie in den Weltmeeren auf Beutezug geht, ärgert Anrainerstaaten und Umweltschützer. Sie befürchten, dass die Chinesen mit ihren rücksichtslosen Fangmethoden die Fischgründe gefährden.

Der beispiellose ökonomische Aufschwung Chinas in den letzten vier Jahrzehnten hat seine Mittelschicht stark wachsen lassen. Damit haben sich auch die Ernährungsgewohnheiten vieler Chinesen verändert: Weil sie es sich leisten können, essen sie mehr Fleisch – und mehr Fisch, Tintenfisch und andere Meeresfrüchte. Die hohe Nachfrage hat zur Folge, dass die Gewässer vor den chinesischen Küsten schon seit langem stark überfischt sind.

Die chinesische Fischereibranche ist deshalb längst auf allen Weltmeeren unterwegs, um ihre Netze auszuwerfen. Zudem hat China in den vergangenen 20 Jahren eine riesige Fischereiflotte aufgebaut: Mittlerweile sind es fast 3.000 Hochseefangschiffe, womit man über die mit Abstand weltweit größte Fangflotte dieser Art verfügt.

Inzwischen haben die Chinesen auch die Methoden perfektioniert, wie man Fisch in großen Mengen erbeutet. Weil die Schiffe oft viele tausend Seemeilen von der Heimat entfernt unterwegs sind und die Rückkehr viel Zeit und Treibstoff kosten würde, werden die kleineren Fangboote von gewaltigen Kühlschiffen begleitet. Die Beute wird auf diese Begleitschiffe umgeladen, auf denen der Fisch verarbeitet, tiefgekühlt und nach China gebracht wird. Auf der Rückfahrt zu den Fangflotten werden Treibstoff und Lebensmittel für deren Besatzungen mitgebracht. Auf diese Weise kann die Fangflotte länger auf See bleiben und auf Fischfang gehen.

Ein solches Kühlschiff ist die 1996 gebaute Hai Feng 718, die unter der Flagge Panamas fährt, aber einem chinesischen Unternehmen gehört. Im vergangenen Jahr hat das Schiff die erstaunliche Strecke von 135.000 Seemeilen zurückgelegt – mehr als das Sechsfache des Erdumfangs – musste aber nur fünf Mal einen Hafen anlaufen. Wo sich das Schiff momentan befindet, kann man sich auf dem Portal vesselfinder.com ansehen.

Die Chinesen haben sich keine Freunde damit gemacht, die Weltmeere in geradezu industriellem Maßstab auszubeuten. So ist die Regierung Ecuadors empört, dass sich die chinesische Fischereiflotte in der Fangsaison immer wieder ihren Hoheitsgewässern nähert und wie die Heuschrecken über die Fischgründe herfällt. In der Fangsaison 2020 zählte die Umweltorganisation Oceana rund 300 chinesische Schiffe in der Umgebung der Galapagos-Inseln, die zu Ecuador gehören. Dort werden vor allem Tintenfische gejagt, die in China als beliebte Delikatesse gelten.

Laut Satellitenüberwachung hat kein chinesisches Schiff dabei die 200-Meilen-Zone rund um die Inselgruppe verletzt, die für ihre einmalige Tier- und Pflanzenwelt bekannt ist und Charles Darwin einst zu seiner Evolutionstheorie inspirierte. Die Regierung Ecuadors bezweifelt das jedoch. Sie vermutet, dass die chinesischen Trawler immer mal wieder ihr Automatic ldentification System (AIS) abschalten, um nicht erfasst zu werden, wenn sie sich den Galapagos-Inseln nähern. Allein schon bei den offiziellen chinesischen Fahrten kommt einiges zusammen. So hat Oceana ermittelt, dass es die rund 300 chinesischen Fangschiffe innerhalb eines Monats im Sommer 2020 auf 73.000 Stunden Fangzeit vor der Inselgruppe brachten. Die Schiffe anderer Nationen, zehn an der Zahl, waren in dem Monat nur 775 Stunden auf Jagd.

Ein Problem ist auch, dass es die chinesischen Trawler in der Gegend vor allem auf Tintenfische abgesehen haben. Die Tiere sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für Robben und Haie. Ob und wie stark sich die Jagd der Chinesen auf das Ökosystem im Meer auswirkt, ist noch nicht erforscht. Umweltschützer befürchten jedoch das Schlimmste.

Auch Peru und Argentinien beklagen, dass so viele chinesische Schiffe unmittelbar vor ihrer 200-Meilen-Zone auf Fang gehen. Die argentinische Marine hat 2016 sogar einen chinesischen Trawler versenkt, der das Hoheitsgewässer des Landes verletzte. Das Land hat seitdem vier weitere Patrouillenboote in Betrieb genommen, um seine 200-Meilen-Zone besser zu schützen. Ecuador hat 2017 ein chinesisches Kühlschiff aufgebracht, das 6.600 illegal erlegte Haifische an Bord hatte. Haiflossen sind in China sehr beliebt. Die USA haben kürzlich südamerikanischen Staaten zugesagt, sie beim Schutz ihrer Hoheitsgewässer vor illegaler Fischerei zu unterstützen.

Auf internationalen Gewässern können die chinesischen Fangschiffe tun und lassen, was sie wollen. Solange die Nachfrage in China hoch ist – 2019 wurde ein neuer Rekordwert beim Fischverkauf erzielt – wird die Flotte weitermachen wie bisher. Das ist eine schlechte Botschaft, weil zahlreiche Fischarten seit Jahren als überfischt gelten.

Quelle: WISU 10/22


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